Antwort der VDL:
"... zuerst einmal möchte ich mich für Ihre offenen Worte bedanken. Es ist zwar nicht immer schön zu lesen, wo es bei der eigenen Arbeit offensichtlich mangelt, aber es hilft einem zumindest, sich immer und immer wieder neu zu orientieren.
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Sie können sich denken, dass im Moment beim VDL kein Mitarbeiter - auch ich nicht - Dienst nach Vorschrift macht. Keiner sieht auf die Uhr, denn schließlich geht es uns allen mit den Schafen um die Existens! Aber egal wie lange ich das Internet nach zuverlässigen Informationen durchforste - da ist nicht viel!
Wir wissen sehr wohl, wie ernst die Lage ist, aber auch wir können die Informationen nur dann im Internet oder per Pressemeldung veröffentlichen, wenn es sich um "gesicherte" Informationen handelt. Wir können nicht jede Information versuchen aufzuarbeiten, die bereits von offiziellen Stellen dementiert wurde. Das beim Thema Blauzungenkrankheit so schlechte und wenige Informationen auch von Seiten der Offizialbehörden vorliegen liegt einfach daran, dass die Krankheit bis vor einem Jahr in Deutschland gänzlich unbemerkt blieb, weil es bis dato keinen Fall gegeben hatte. Kein Fall - keine Bedeutung! So ist das in der Politik.
Sie haben natürlich recht: Die Blauzungenkrankheit gibt es sehr wohl schon recht lange - und zwar in Afrika. Aber Afrika ist weit weg, und solange nichts passiert denkt man auch (leider) in der Politik nicht darüber nach, dass auch hier einmal etwas passieren kann. Und siehe da, die Mücken, die diesen Virus in sich tragen, fühlen sich auf einmal auch in Europa wohl. Ja, das hätte man in der Politik und beim Verband voraussehen können - hat man vielleicht auch im Einzelfall - aber der Druck war nicht da. Weder bei der Politik noch bei der Pharmaindustrie.
Und das erklärt auch Ihre drei Fragen: 1. Es gibt erst jetzt einen (nicht sicheren) Bauplan für einen Impfstoff, weil die Pharmaindustrie erst mit dem Auftreten der BZK in Europa die Forschung ins Rollen gebracht hat. Impfstoffe zu entwickeln kostet Millionen Euro an Forschungsgeldern - Afrika ist (bisher) kein Markt für diese Impfstoffe gewesen, weil sich die Leute dort diese gar nicht leisten können - ergo hat man erst mit der Forschung begonnen, als es in Europa eine Infektion gab. 2. Pharmaunternehmen arbeiten selbstständig. Man kann Ihnen nicht vorschreiben, welche Produkte sie für den Markt entwickeln solllen. Ich gebe Ihnen recht, dass es sinnvoll gewesen wäre, wenn die Bundesregierung die Entwicklug eines solchen Impfstoffes in Auftrag gegeben hätte. 3. Bevor ein Präparat in Deutschland zugelasssen wird, muss es viele Test und auch Feldstudien durchlaufen. Hiermit will der Gesetzgeber sicherstellen, dass nur Präparate auf den deutschen Markt kommen, die halten was der Hersteller verspricht und die in ihren Nebenwirkungen weitestgehend erforscht sind. Und das ist gut und richtig so - denn die Fälle von Medikamenten, die in anderen Ländern nicht ausreichend geprüft einfach zur Anwendung kommen, haben schon tausenden Menschen und Tieren die Gesundheit ruiniert - oder sogar das Leben gekostet. Ja, es ist wirklich so: Der Gesetzgeber macht in der Zulassungsverordnung keinen Unterschied zwischen Veterinär- oder Humanmedizinischen Präparaten! Das heisst im Klartext: Auch in Deutschland mussten schon Menschen sterben, weil Mittel für die Behandlung der Krankheit in der EU oder auf dem Deutschen Markt noch nicht zugelassen waren. Ich gebe Ihnen völlig recht, dass dies in Ihrer Situation als Betroffene regelrecht pervers erscheint - in anderen Situationen hat es Sie und Ihre Tiere aber schon vor Schlimmem bewahrt.
Frau Albrecht, ich nehme Ihre Kritik sehr ernst und ich kann Ihre Wut und Enttäuschung verstehen, denn es geht um Ihre Tiere und die Tiere der Kolleginnen und Kollegen des Berufsstandes. Aber ich bitte Sie um ein wenig Verständnis dafür, dass auch wir bei der VDL nur portionsweise die Informationen aus Politik und Forschung erhalten - und diese auch nur dann weitergeben können, wenn die Informationen zumindest von offizieller Seite bestätigt sind. Und dass Ihr Landesverband natürlich auch keine anderen Informationen wie die VDL selbst hat, versteht sich von selbst. ..."
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